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20.08.2024

SWR-Bericht über Solarcamp

Im Sinne des E-Handwerks: Ein kürzlich veröffentlichter Bericht des SWR beleuchtet das Thema Solarcamps. Auch Hauptgeschäftsführer Andreas Bek wurde für den Beitrag befragt.

Bildquelle: Screenshot aus der ARD-Mediathek

Der FVEITBW sieht die Veranstaltung von Solarcamps grundsätzlich positiv, wenn sich dadurch junge Menschen für Tätigkeiten im E-Handwerk begeistern lassen. Photovoltaik (PV) auf möglichst vielen Dächern zu montieren, ist essenzieller Bestandteil der Energiewende, da sie eine nachhaltige und umweltfreundliche Energiequelle darstellt. Sie gehört zum Kerngeschäft des E-Handwerks, das maßgeblich für die Umsetzung und Integration solcher Anlagen ist. Allerdings ist gerade bei Solarcamps auch Vorsicht geboten, weil hierbei Laien mit möglicherweise stromführenden Elementen arbeiten. Auch der Anschluss von PV-Modulen birgt erhebliche Gefahren. Vor allem sollte vor einem Anschluss die bestehende Elektroinstallation im Gebäude von einer Elektrofachkraft geprüft und bei Bedarf modernisiert werden.

Der SWR-Bericht hebt jedoch positiv hervor, dass die Teilnehmer zumindest dieses Solarcamps nur in der Montage umfassend geschult werden und die Arbeit an stromführenden Teilen strikt den Fachkräften vorbehalten bleibt. Zusätzlich scheinen mehrere der zumeist jungen Teilnehmenden durch das Camp auf den Geschmack gekommen zu sein, eine Ausbildung im E-Handwerk zu machen.

Andreas Bek betonte gegenüber dem SWR, dass die Ausbildung und der Einsatz von Fachkräften unerlässlich sind, um die Sicherheit bei der Installation von Photovoltaikanlagen zu gewährleisten. Der SWR-Bericht und auch der Kursleiter des Solarcamps unterstützen diese Sichtweise.

Den Bericht zum Solar Camp finden Sie hier ab der 15. Minute: SWR Aktuell Baden-Württemberg: Sendung 19:30 Uhr vom 16.8.2024 - hier anschauen (ardmediathek.de)

 

 

Der SWR suchte im Vorfeld der Berichterstattung den Kontakt zum Fachverband und erhielt umfangreiche weitere Informationen, die teilweise leider nicht Eingang in den Bericht fanden:

Im Folgenden einige Informationen zu den SolarCamps, wie sie beispielsweise in Freiburg angeboten werden. Diese Camps beinhalten oft eine Abschlussqualifikation, wie etwa die Ausbildung zur „PV-Hilfskraft“ (Installation von Photovoltaik-Anlagen). Der Fachverband unterstützt den Ausbau der Nutzung regenerativer Energien durch Photovoltaikanlagen vollumfänglich. Angesichts der Gefahren, die der Energieträger Strom birgt, ist es jedoch aus Sicht des Verbandes unerlässlich, die Sicherheit der Anlagen und der Nutzer während des Aufbaus, Betriebs und gegebenenfalls des Rückbaus einschließlich der Entsorgung zu gewährleisten.

Schulungen und Sicherheitsanforderungen: Die von Ihnen beschriebenen Schulungen umfassen auch Tätigkeiten auf der DC-Seite, die als Installation elektrischer Anlagen gelten. Die allgemein anerkannten Regeln der Technik (a.a.R.d.T) stellen Anforderungen an die im Bereich der Elektrotechnik tätigen Personen. Es wird zwischen Laien, elektrotechnisch unterwiesenen Personen (EuP), Elektrofachkräften (EFK) und verantwortlichen EFK unterschieden.

Die Einbindung von elektrotechnisch unterwiesenen Personen bei der Errichtung von Photovoltaik-Stromversorgungssystemen ist grundsätzlich möglich und gängige Praxis bei PV-Errichterfirmen. Es gibt klare Empfehlungen zu den Inhalten der Unterweisung seitens der Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (ETEM) sowie passende Schulungsangebote. Angesichts der steigenden Unfallzahlen im PV-Installationsbereich ist jedoch besondere Sensibilität erforderlich. Installationen auf Dächern sind nicht mit Installationsübungen an einem ebenerdigen Musterdach vergleichbar.

Die Schulungen der BG ETEM zum Thema Arbeitssicherheit umfassen mehr als eine Woche und behandeln Themen wie Absturzsicherung, persönliche Schutzausrüstung (PSA), elektrische Gefährdungen und Erste Hilfe. Es wird deutlich, dass nicht mit festem Schuhwerk, sondern mit Sicherheitsschuhen gearbeitet wird. Die beschriebene praktische Ausbildung kann aus Sicht des Verbandes die notwendigen theoretischen und handwerklichen Fähigkeiten nicht ausreichend vermitteln. Es gelten die gleichen Vorbedingungen für EuP wie auch für Elektrofachkräfte. Der Grundsatz „Sicherheit ist nicht teilbar“ wird betont.

Durchführung der Schulungen: Der Fachverband setzt voraus und weist eindringlich darauf hin, dass Schulungen und Prüfungen ausschließlich durch Elektrofachkräfte durchgeführt werden, da nur diese zur Unterweisung von EuP berechtigt sind.

Die jeweiligen Tätigkeiten bei Photovoltaik-Stromversorgungssystemen werden immer von einer Elektrofachkraft bewertet, und es erfolgt eine passende Mitarbeiterauswahl. Die Tätigkeiten beschränken sich in der Regel auf Arbeiten, die nicht unter Spannung oder als Anschlussarbeiten an ein Niederspannungsnetz (Spannungsband II) klassifiziert sind. Dies schließt die Montage eines Wechselrichters und den Anschluss des Generator-Stranges (mit ~1000 V DC-Strangspannung) aus. Vor dem Anschluss der Wechselrichter durch Elektrofachkräfte müssen die notwendigen elektrotechnischen Überprüfungen gemäß DIN VDE 0126-23-1 (Besichtigen, Erproben, Messen) durchgeführt werden.

Die von der EuP erwarteten Tätigkeiten, insbesondere bei nachträglicher Installation von Unterkonstruktionen auf Dächern, können nach Einschätzung des Verbandes erst nach weiterführenden Schulungen mit hinreichendem Wissen ausgeführt werden. Eine vorhandene Planung ersetzt nie die beruflichen Erfahrungen und Kenntnisse zur jeweiligen Montagesituation vor Ort (Dachstatik, Tragfähigkeit der Dachhaut, etc.).

Eine Ausbildung innerhalb von zwei Wochen mit den dargestellten Inhalten wird das notwendige Fachwissen aus Sicht des Verbandes nicht ausreichend vermitteln können. Jeder der geschulten Teilnehmenden muss die gleichen Anforderungen erfüllen wie andere im Unternehmen tätige EuP oder EFK. Die Bewertung elektrotechnischer Tätigkeiten im Zusammenhang mit Photovoltaik-Stromversorgungssystemen obliegt einer Elektrofachkraft.

Ein unmittelbarer Einsatz der EuP ist nur möglich, wenn eine Elektrofachkraft den Kenntnisstand der EuP überprüft und die notwendigen Kenntnisse und Fähigkeiten für die vorgesehenen Tätigkeiten bewertet hat. Das ausgegebene Zertifikat kennzeichnet eine Vorbildung, nicht automatisch eine hinreichende Qualifizierung. Es ist grundsätzlich auszuschließen, dass zertifizierte EuP Laien unterweisen (Selbstbauern zur Hand gehen). Dies ist Elektrofachkräften vorbehalten.

Fazit: Es ist positiv zu bewerten, dass sich junge Menschen für handwerkliche Tätigkeiten rund um die Energiewende interessieren und diese aktiv unterstützen. Besser wäre es jedoch, diese Personen für eine duale Ausbildung in einem der Energiewende-Handwerke zu gewinnen, anstatt mit Hilfskräften zu arbeiten, die nur eingeschränkt tätig werden können.

Die Einhaltung aller Maßnahmen rund um den Arbeitsschutz wird ausdrücklich betont.

Die Betrachtung ausschließlich der DC-Seite greift aus Sicht der E-Handwerksbetriebe zu kurz, da auch Elektrofachkräfte für die komplexe Integration der Photovoltaik-Stromversorgungssysteme in Verbindung mit Batteriespeichern, Ladeinfrastruktur, Wärmepumpen, Energiemanagement etc. benötigt werden – Stichwort „Gebäude als System“.

Aufgrund der aktuellen politischen Entscheidungen und Marktentwicklungen besteht ein hoher Fachkräftebedarf, um PV-Installationen auf der AC-Seite zügig ans Netz zu bringen. PV-Installationen auf Dächern und an Wänden sind nutzlos, wenn keine adäquaten Kapazitäten vorhanden sind, sie zu prüfen, anzuschließen und in Betrieb zu nehmen. Der Fachverband hatte bereits vor Jahren eine Pressemitteilung zu „Balkonkraftwerken“ herausgegeben, die anbei übersendet wird.

 

Positionen des Fachverbandes (Positionen des Fachverbands (fv-eit-bw.de))

FV-Position: Berufliche Chancen und Perspektiven im E-Handwerk vom 11. Januar 2024

Das E-Handwerk entwickelt sich durch energieeffiziente, digitale Lösungen und gewerkeübergreifende Planung zu einem zukunftsweisenden Bereich. Der steigende Bedarf an Fachkräften steht dem demografischen Wandel gegenüber. Die Branche bietet attraktive Perspektiven, insbesondere im Klimaschutz und der Nutzung erneuerbarer Energien. Junge Menschen mit technischem Interesse finden vielfältige Ausbildungswege, z.B. als "Energiemanager/in" oder "Elektroniker/in für Gebäudesystemintegration". Auch in Büroumgebungen sind Kommunikationsgeschick und technische Kompetenz gefragt. Das E-Handwerk bietet diverse Karrierewege, von Fachkraft bis zu Leitungspositionen oder Selbständigkeit.

FV-Position: Klimaschutz - E-Handwerk - Kurzqualifikationen vom 11. Januar 2024

Aufgrund des verstärkten Klimaschutzinteresses sind hohe Anforderungen an das Elektro- und Informationstechnikerhandwerk (E-Handwerk) gestellt, insbesondere im Ausbau erneuerbarer Energien. Die Landes- und Bundesregierung setzen ehrgeizige Ausbauziele, doch der demografische Wandel und Qualitätsprobleme bei externen Anbietern erschweren die Umsetzung. Warnungen vor unqualifizierten "Solarteuren" und Sicherheitsproblemen werden ausgesprochen. Kurzqualifikationen für Montagehelfer im Bereich Photovoltaik sind auf dem Vormarsch, jedoch wird betont, dass diese nur unter Aufsicht einer Elektrofachkraft agieren dürfen. Die Qualifikation und Sicherheit von Elektrofachkräften bleibt entscheidend, um Gefährdungen zu vermeiden. Der Fachverband betont die Notwendigkeit einer genauen Prüfung der Qualifikationen im Kontext der Energiewende.

 

Bereits Ende 2022 äußerte sich der Fachverband öffentlich zu dem Thema in einer Pressemitteilung: 

12_PM_Balkon-PV_sicher_betreiben.pdf

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